Specialized S-Works Recon Lace-Gravel-Schuhe im Dauertest (2024)

Weltherrschaft? Immer her damit, sagt sich Specialized! Kaum ein Hersteller bietet ein solch umfangreiches Komplettpaket an High-Performance-Produkten rund um das Bike wie die US-Amerikaner. Kann sich auch der neue S-Works Recon Lace-Gravel-Schuh an den Siegeszug dranhängen? Wir haben es für euch herausgefunden!

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Ein neuer S-Works-Schuh. Einsatzbereich? Gravel Adventures. Drehverschlüsse? Nene, Schnürsenkel sind angesagt. Der Bike-Riese Specialized mausert sich mit seiner Body Geometry und einem vielfältigen Schuh-Portfolio zum absoluten Innovationstreiber im Schuhbereich. Kann beim neuen Recon Lace das Konzept aus komfortablem Obermaterial und einer sportlich steifen Sohlenkonstruktion aufgehen und gleichzeitig zu hohem Komfort und hoher Performance führen? Die perfekte Wahl also für ambitionierte Gravel-Abenteurer?

Disclaimer: Schuhe sind ein sehr subjektives Thema und gehören zusammen mit dem Sattel zu den absolut individuellen Parts. Selbst die Profis dürfen bei vielen Teams einfach die Schuhe fahren, die sie wollen. Schuhe immer vor dem Kauf anprobieren!

Das Obermaterial des Specialized S-Works Recon Lace

Der neue S-Works Recon Lace unterscheidet sich auf den ersten Blick deutlich vom S-Works Recon. Doch obwohl klassische Schnürsenkel den BOA S3-Drehverschluss ersetzen, teilen sich beide Schuhe viele Features: Das Obermaterial ist aus dem Wunderstoff Dyneema gefertigt, der sich gerade im Bikepacking-Bereich größter Beliebtheit erfreut. Die Kombination aus einem Obermaterial, das sich kaum ausdehnt, und Schnürsenkeln macht definitiv Sinn und das Konzept geht voll auf. Kann man bei Schuhen mit BOA-Verschlüssen noch während der Fahrt schnell nachjustieren, falls sich das Obermaterial etwas geweitet hat, ist das bei Schnüren deutlich umständlicher und man muss dafür immer anhalten. Trotz der hohen Straffheit von Dyneema passt sich der Schuh bis zu einem gewissen Grad recht schnell an die Füße an. Ähnlich wie bei einem Brooks-Ledersattel dauert es aber gerade im Vergleich zu anderen Schuhen doch recht lange, bis sie perfekt sitzen. Der große Vorteil von Schnürsenkeln ist die Möglichkeit, den Schuh individueller an die jeweilige Fußform anzupassen. Anders als beim S-Works Recon mit BOA-Drehverschlüssen wird der Druck außerdem sehr gleichmäßig und angenehm verteilt.

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Auch bei schwierigen Wetterbedingungen zeigt sich der S-Works Recon Lace als guter Begleiter fürs Gravel-Abenteuer und saugt sich nicht voll Wasser, wenn euch der nächste Regenschauer erwischt. Ist der Regen vorbeigezogen, trocknet der Schuh außerdem schnell wieder. In puncto Belüftung gibt es mit Sicherheit luftigere Alternativen und bei Temperaturen ab 25 °C gibt es schon mal einen Satz heiße Füße. Das Temperaturempfinden ist aber natürlich ähnlich subjektiv wie auch die Passform und deshalb nicht zu verallgemeinern. Positiv aufgefallen ist unserem Tester Ben mit seinen anspruchsvollen Füßen der tiefe Ausschnitt auf der Seite. So haben die Knöchel viel Platz und reiben beim Pedalieren nicht am Stoff. Top! Aber Achtung: Seid ihr mit viel Speed auf den Gravel-Pisten unterwegs, können aufgewirbelte Steine schnell mal an die Knöchel knallen. Schutz und Komfort müssen hier zugunsten der Performance zurückstecken. Durch einen Gummiaufsatz an der Schuhspitze sind die Zehen dafür umso besser geschützt, auch bei Gravel-Bikes mit Toe-Overlap kann der Reifen dem Schuh nichts anhaben. Das macht einen robusten Eindruck und entspricht komplett dem Einsatzbereich. Um möglichst jedem Fuß da draußen den passenden Schuh zur Verfügung zu stellen, ist der Recon Lace in vielen Größen und Zwischengrößen erhältlich und mit einer geräumigen Toe-Box ausgestattet, die ihn auch für breite Füße absolut empfehlenswert machen.

Die Außensohle des Specialized S-Works Recon Lace

Die Außensohle des Recon Lace ist auch für breite Füße großzügig dimensioniert. Beim Wort FACT-Carbon weiß der erfahrene GRAN FONDO-Leser bereits, was ihn erwartet: Steifster Carbon für eine direkte Kraftübertragung, wie er auch bei den Specialized Carbon-Bikes anzutreffen ist. Der Steifigkeits-Index beim S-Works Recon Lace liegt bei 13.0, was wirklich ultra steif ist und selbst die Steifigkeit einiger Road-Schuhe in den Schatten stellt. Beispielsweise hat der Specialized S-Works 7-Rennradschuh einen Index von 15.0 und in der Praxis ist der S-Works Recon Lace nicht weit davon entfernt. Beeindruckend! Der Schuh sprüht nur so vor sportlicher Performance und gibt Feedback vom Untergrund sehr direkt weiter. Belüftungsschlitze sind in der Außensohle nicht zu finden. Das unterstützt einerseits den Prozess der bereits angesprochenen heißen Füße, macht aber bei einem Gravel-Schuh, der bei jedem Wetter eingesetzt wird und auch Nässe von unten abhalten soll, absolut Sinn. Vergleicht man den S-Works Recon Lace mit dem Recon 3.0-Gravel-Schuh, fällt direkt der eingeschränkte Lauf-Komfort auf. Im Vergleich zum Modell mit weniger steifer Sohle ist ein Abrollen beim Laufen nicht möglich, weshalb weite Strecken zu Fuß nicht anstehen sollten. Das Versprechen des Herstellers, eine „World Class Stiffness“ zu liefern, stimmt zu 100 %! Immerhin bieten die Gummieinsätze der Sohle verhältnismäßig guten Grip und sorgen auf ebenen Untergründen stets für einen sicheren Tritt. Einzig große Steine sollten gemieden werden, da sich die Sohle aufgrund der steifen Konstruktion nicht biegen kann. Wer viel im steilen Gelände unterwegs ist und sein Bike dabei auch mal schieben muss, wird sich über die zwei Spikes im Zehenbereich freuen. Wenn sie sich in den Untergrund bohren können, geben sie viel Halt und erhöhen die Sicherheit enorm. Auf kompakten Untergründen sind die Spikes jedoch nutzlos und können auf Wunsch einfach demontiert werden.

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Die Innensohle des Specialized S-Works Recon Lace

Wenn man ehrlich ist, kann man die serienmäßige Sohle eigentlich als Dummy abstempeln. Sie bietet keinerlei Support oder sonstige Funktion. Man ist also gezwungen, neben den 330 € für den Schuh weitere Scheine in die Hand zu nehmen, um den Schuh wirklich komplett zu machen. Die gerne als Kunden-Melken betitelte Praxis hält also auch bei Specialized Einzug. Die vorgefertigten Innensohlen der Body Geometry-Linie sind für einen Aufpreis von 30 €, was fast nochmal 10 % des Kaufpreises entspricht, erhältlich und sollten direkt mit erworben werden, da sie individuell verschieden hohe Level an Pronations-Support bieten und ein tolles Upgrade darstellen. Man kann sich alternativ auch bei großen Specialized-Stores eine Custom-Sohle anfertigen lassen, die absolut empfehlenswert ist, aber natürlich nochmal gut zu Buche schlägt. S-Works ist eben nichts für Sparfüchse.

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Der Fersenteil des Specialized S-Works Recon Lace

Sehr gelungen ist der hintere Teil des S-Works Recon Lace. Der im Molding-Verfahren hergestellte PadLock generiert überragenden Fersenhalt und ihr werdet in Zukunft nie mehr aus dem Schuh rutschen. Wenn der Gravel-Trail bergab zu fordernd ist, könnt ihr getrost absteigen und ihn zu Fuß bewältigen. Man kann den Schuh mit der Ferse richtig in den Boden rammen und so Grip en masse finden. Durch ein glänzendes Finish des äußeren Fersenteils zerkratzt dieser dabei allerdings recht schnell. Aber hey, Patina gibt Street-Credibility ;).

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Zunge und Kompatibilität des Specialized S-Works Recon Lace

Die Zunge des S-Works Recon Lace ist euch positiv gestimmt und im Vergleich zum Recon und dem S-Works 7 ein absoluter Traum. Schmerzhaftes Einschneiden? Nie wieder! Der Komfort ist enorm, an der Stelle gibt es rein gar nichts zu meckern. Dank dem Gummizug auf der Zunge können die Schnürsenkel sauber eingefädelt werden und baumeln während der Fahrt nicht umher. So und nicht anders gehört sich das! Der S-Works Recon Lace ist mit dem Zwei-Schrauben-Lochstich mit allen gängigen Mountainbike-Pedalsystemen kompatibel. Das Shimano SPD- und das Crankbrothers-System sind hier die namhaftesten Vertreter. Durch einen großen Verstellbereich findet jeder eine passende Position, egal ob x- oder o-beinig.

Unser Fazit zum Specialized S-Works Recon Lace

Der neue Specialized S-Works Recon Lace überzeugt nicht nur äußerlich mit einer wunderschönen Optik, auch die Passform weiß zu überzeugen. Leider ist die serienmäßig eingelegte Innensohle ein Flop und sollte ersetzt werden. Die Kombination aus sehr straffem Obermaterial und den Schnürsenkeln ist jedoch rundum gelungen. Für entspanntes Touring ist der Recon Lace nur eingeschränkt zu empfehlen, für einen High-Performance-Schuh fällt er aber schon wirklich komfortabel aus. UNBOUND Gravel, wir kommen!

Specialized S-Works Recon Lace-Gravel-Schuhe im Dauertest (7)

Tops

  • geräumige Toe-Box
  • clevere Kombination von Schnürsenkeln und straffem Dyneema-Obermaterial
  • hohes Komfortlevel für einen High-Performance-Schuh
  • sehr viele (auch halbe) Größen erhältlich
  • ansprechendes Design

Specialized S-Works Recon Lace-Gravel-Schuhe im Dauertest (8)

Flops

  • geringer Komfort und eingeschränkter Grip beim Laufen
  • serienmäßige Innensohle wird hochwertigem Gesamtpaket nicht gerecht
  • Langstreckenkomfort für Touren limitiert

Mehr Informationen zum Specialized S-Works Recon Lace findet ihr unter specialized.com

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Text: Philipp Schwab, Benjamin Topf Fotos: Benjamin Topf

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Author: Patricia Veum II

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